Soziale Dichte ist so lange positiv, wie der Einzelne sich dieser nicht hilflos ausgeliefert fühlt und ein Gefühl der Kontrolle über seine unmittelbare Umwelt erlebt. Dies wird in der Psychologie environmental mastery genannt.
Wenn hohe soziale Dichte und geringe environmental mastery zusammenkommen, gibt es eine höhere Wahrscheinlichkeit von (chronischem) Stresserleben und psychopathologischen Symptomen.
Die Integrität der persönlichen Territorialgrenzen des einzelnen Stadtbewohners muss unabhängig von Wohnfläche und Besiedlungsdichte gewährleistet sein, um sozialen Dichtestress zu vermeiden. Dies ist sowohl im Wohnungsbau wie auch in der Stadtplanung als Qualitätsmerkmal zu berücksichtigen.

Dichte zählt zu den Vorteilen der Stadt. Sie ist die infrastrukturelle Voraussetzung für Kooperation, Aufgabenverteilung und Effizienz, die die urbanen Räume von ländlichen Räumen abgrenzt. Insbesondere die soziale Dichte kann jedoch auch zu sozialem und damit gesundheitsrelevantem Stress führen. Dichte ist somit – neurourbanistisch betrachtet – ein ambivalentes Thema. Wenn Dichte zu Platzmangel und Gedrängtheit führt, belastet dies nahezu jeden Menschen. Dieses Phänomen ist auf eine angeborene Empfindlichkeit zurückzuführen, welche auch bei Tieren zu beobachten ist. Das Phänomen bezeichnet man als „Crowding-Stresssyndrom“: Zu große Dichte führt zu negativen Konsequenzen wie Rückzug, Verminderung von Paarungsbereitschaft und Fruchtbarkeit sowie einer Schwächung der Immunabwehr. Beim Menschen hat soziale Dichte vor allem dann negative Konsequenzen, wenn dem Einzelnen das Kontrollempfinden über die Lebensumwelt (environmental mastery) abhanden kommt und das Gefühl eintritt, diese nicht beeinflussen zu können. Eine anhaltende Exposition an sozialer Dichte in Verbindung mit geringer environmental mastery kann zu chronischem Stress und in der Folge zu psychischer Belastung, Verhaltensänderungen, Krankheiten und sogar vorzeitiger Sterblichkeit führen.

Soziale Dichte gehört zu den zentralen Vorteilen der Stadt, kann aber gleichzeitig zu gesundheitsrelevantem Stress führen.

Kurzfristige soziale Dichte – beispielsweise in der überfüllten U-Bahn oder im Fahrstuhl – ist hingegen in der Regel nicht gesundheitsrelevant, kann jedoch in Abhängigkeit von zahlreichen internen und externen Variablen als belastend oder bedrohlich empfunden werden. Dichtetoleranz zeigt dabei erhebliche kulturelle Unterschiede. Die Soziologie unterscheidet zwischen Kontaktkulturen und Distanzkulturen. In unserem Kulturkreis gilt im Durchschnitt eine Armlänge als allgemeiner Wohlfühlabstand.
Positiv wird soziale Dichte empfunden, wenn wir diese selbst wählen bzw. aktiv herbeiführen (wie in einem gut besuchten Restaurant oder einem voll besetzten Konzertsaal) oder umgeben sind mit vertrauten Menschen.

Positiv wird soziale Dichte dann empfunden, wenn diese selbst gewählt bzw. aktiv herbeigeführt wird oder man von vertrauten Menschen umgeben ist.

Quellen
1. Alvarado, S.G., et al., Social Crowding during Development Causes Changes
in GnRH1 DNA Methylation. PLoS One, 2015. 10(10): p. e0142043.
2. Lin, E.J., et al., Social overcrowding as a chronic stress modeal that increases
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3. Proudfoot, K. and G. Habing, Social stress as a cause of diseases in farm
animals: Current knowledge and future directions. Vet J, 2015. 206(1): p. 15-21