Präambel

Wir müssen verstehen, wie Mensch und Stadt in einen gesunden Einklang gebracht werden können. Klar ist, dass Stadtleben unsere Psyche und unsere Lebensqualität sowohl positiv als auch negativ beeinflusst. Mehr Bildungs- und Entfaltungsmöglichkeiten, die bessere Gesundheitsinfrastruktur und der kulturelle Reichtum unserer Städte stimulieren uns. Täglich zieht es mehr Menschen auf der Suche nach diesen urbanen Vorteilen in die Städte. Gleichzeitig sind Stadtbewohner*innen in höherem Maß sozialem Stress ausgesetzt: zum Beispiel wenn die Erfahrung von Dichte und Betriebsamkeit zur permanenten Belastung wird oder die Erfahrung von Anonymität und Individualität in ein Gefühl von Einsamkeit umschlägt. Gesundheitsrelevant wird es dann, wenn die Vorteile der Stadt die Erfahrung von sozialem Stress für den Einzelnen nicht aufwiegen. Epidemiologische Studien zeigen: Das Risiko für stressabhängige psychische Erkrankungen wie Depression, Schizophrenie und Angsterkrankungen ist in den Ländern des globalen Nordens für Stadtbewohner*innen größer.

Die hier vorliegende Charta stellt Empfehlungen für Stadtpolitiker*innen und all jene vor, die das öffentliche Leben in der Stadt prägen. Die Ergebnisse der interdisziplinären Debatte des Forums Neurourbanistik präsentieren wir hierzu in neun Themenfeldern. Die jeweiligen Ausführungen decken diejenigen Bereiche städtischen Lebens ab, in denen (neuro-)psychologische, medizinische sowie stadtplanerische und stadtsoziologische Forschung in besonderer Weise zusammentreffen. Hier gilt es Faktoren zu identifizieren, die die Stadt zu einem Ort der Resilienz für ihre Bewohner*innen machen und die psychische Gesundheit der urbanen Gesellschaft schützen. Dazu möchten wir mit dieser Charta beitragen.